13 September, 2024
Von Linda Pezzei

Traditionen & Brauchtum
des Tannheimer Tals

Unsere
Wurzeln

Zwischen Himmel und Erde, im Herzen des Tannheimer Tals, leben Traditionen & Brauchtum auf eine Weise, die man kaum noch kennt.

Viele Traditionen, die wir heute im Alltag oft nur noch aus Gewohnheit, in der Hast oder gar des Konsums wegen pflegen, sind ursprünglich tief in unserer Vergangenheit und der jeweiligen Region verankert. Brauchtum ist immer auch Alltag und eingewoben in die Natur und den Kreislauf der Jahreszeiten. Das spürt man an kaum einem Ort so deutlich wie im Tannheimer Tal. Hier sind die Traditionen lebendig, werden von Generation zu Generation weiter gegeben, in Ehre gehalten und gepflegt. Die Herz-Jesu-Feuer, die jedes Jahr auf den Bergen im Tannheimer Tal entzündet werden, sollen uns an den erfolgreichen Widerstand gegen die 1796 in Tirol einfallenden napoleonischen Truppen erinnern – und an den Zusammenhalt im Tal. Sie haben eine tiefere Bedeutung, als hübsche Fotomotive zu sein.

Ein farbenfroher Almabtrieb ist ein Ausdruck von Dankbarkeit, dass Mensch und Tier den Sommer unbeschadet überstanden haben – nur dann wird das Vieh festlich geschmückt und es gibt guten Grund zu feiern. Jede Feier, jedes Zusammenkommen ist eine Einladung, Teil dieser Geschichte zu werden, sich auszutauschen, zu lachen und den Alltag hinter sich zu lassen. Das war früher so und das gilt bis heute. Tradition und Brauchtum werden im Tannheimer Tal aber nicht nur zu besonderen Anlässen, sondern auch im Alltag gelebt und sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Identität. So wie die Menschen ist auch der Engel verwurzelt in dieser unserer Heimat, diesem unglaublich schönen Fleckchen Erde, das uns so viel bedeutet.

Wortspenden aus dem Tannheimer Tal

Die Bandbreite der Dialekte in Tirol, die von den unterschiedlichen Siedlungsgeschichten geprägt sind, spiegelt die kulturelle Tiefe wieder und erzählt von einer Offenheit, die Neues begrüßt, ohne das Alte zu vergessen - aber auch angeborene Eigensinnigkeit sagt man uns Tirolern nach 😉. Wir waren und sind offen gegenüber Neuem - freuen tun wir uns aber doch, wenn unsere Gäste das eine oder andere Dialektwort – als kleine „Wortspende“ aus unserem Tannheimer Tal mit nach Hause nehmen.

Wortspenden“ bezeichnen in diesem Zusammenhang das Sammeln und Dokumentieren von regionalen Ausdrücken und Begriffen, die in einem bestimmten Dialekt verwendet werden. Sie können in Form von Wörterbüchern oder Sammlungen festgehalten werden, um den Wortschatz für zukünftige Generationen zu konservieren.

Hier also unsere TOP 5
Tannheimer Taler Wortspenden

1.      Hot do ebba ebbar ebbas tan? 
[hɔt dɔ ˈɛbba ˈɛbba ˈɛbbas tan] 
Hat dir etwa jemand etwas getan?

2.      Marend 
[ˈmaːrɛnt]
Brotzeit

3.      Luage 
[ˈluːɐ̯ɡə]
Schauen

4.      Buand 
[ˈbuːant]
Garten vor dem Haus

5.      Huanze
[ˈhuːant͡sə]
Ein Gestell zum Trockenen von Heu

Gelebtes Brauchtum &
Traditionsfeste im Tannheimer Tal

Mit dem Basis-Wortschatz im Rucksack geht es für uns nun also in die freie Wildbahn – oder besser gesagt auf eines der vielen traditionellen „Fescht“ im Tannheimer Tal. Brauchtum und Geselligkeit sind bei uns in der Region nach wie vor tief verwurzelt und ein fester Bestandteil des Jahreskalenders. Also: „luage“ und dabei vielleicht eine gschmackige „Marend“ genießen.

 

  • Almabtrieb:
    Die Hirten kehren mit ihrem Vieh traditionell zum Ende des Sommers mit Mitte September von der Alm zurück ins Tal. Ein Anlass, der mit Musik, Speis und Trank ausgiebig gefeiert wird.
  • Talfeiertag:
    Jedes Jahr am 17. September gedenken die Menschen im Tal mit einem Festgottesdienst der Rettung vor den angreifenden Franzosen.
  • Herz Jesu Feuer:
    Immer 10 Tage nach Fronleichnam stehen die Berge rund um das Tannheimer Tal in Gedenken an den erfolgreichen Widerstand gegen die 1796 in Tirol einfallenden napoleonischen Truppen in Flammen.
  •  Nikolaus & Krampus:
    Nichts für zart Besaitete: Am Abend des 5. Dezember ziehen der Nikolaus und sein furchteinflößender Begleiter Krampus mit Ruten und Glocken lautstark durch die verschneiten Straßen.

 

Folgende Veranstaltungs-Highlights streichen wir uns jedes Jahr wieder voller Vorfreude dick im Kalender an:

 

  • Christkindlmarkt am Vilsalpsee:
    Schnee, Punsch und Kerzenduft: An den drei Wochenenden vor Weihnachten gibt es auf dem Christkindlmarkt am Vilsalpsee gerahmt von einer festlichen Atmosphäre „ebbas Guads“ und „ebbas Schees“.
  • Ballonfestival:
    Einmal in einem Heißluftballon mitfahren und die Landschaft von oben bestaunen – das ist beim Internationalen Ballonfestival Anfang des Jahres für alle Luftikusse möglich.
  • Rad-Marathon:
    Insgesamt 111 Siege, davon 14 Etappenerfolge bei Tour de France, Giro d’ Italia und La Vuelta, und nun zu Gast im Tannheimer Tal: Marcel Wüst macht uns fit für den Rad-Marathon.

Unser Tipp: Wenn die Mundart nach all den Festivitäten noch immer nach böhmischen Dörfern klingt: einfach mit einem (oder zwei) guten Schnapserl Mut antrinken und einen zweiten Versuch wagen.

Nachgefragt bei einem Urgestein:
unser Poldi über Tradition & Heimat

  1. Was bedeuten Tradition und Brauchtum für dich?
    Das Tannheimer Tal ist für mich nach wie vor ein Ort, der tief in seinen Traditionen verwurzelt ist. Besondere Ereignisse wie der Almabtrieb, der Talfeiertag am 17. September – der einzige seiner Art in Österreich – und das Herz Jesu Feuer sind absolute Höhepunkte. Diese Traditionen leben bis heute weiter und prägen das Tal noch immer stark. Sie haben sich kaum verändert, und das ist auch gut so.

  2. Welche Traditionen pflegt ihr bis heute?
    Eigentlich fast alle, denn das bedeutet für uns, die Balance in der Natur und den einzigartigen Charme des Tals zu erhalten. Das Almleben ist für uns bis heute von großer Bedeutung – nicht nur der Tradition wegen, sondern auch, um den natürlichen Kreislauf zu wahren. Ohne die Pflege der Almen würde die Natur wild wuchern und Landwirtschaft zu betreiben, wäre nicht möglich. Weil die Kühe die Almen abgrasen, können wir im Tal zweimal im Jahr heuen. Diese Überlebensstrategie verleiht dem Tal seine Schönheit und macht den Tourismus erst möglich.

  3. Welches Fest ist mit besonderen Erinnerungen verbunden?
    Der Almabtrieb ist für mich jedes Jahr aufs Neue ein unvergessliches Erlebnis. Im September kehren die Kühe von den Almen zurück ins Tal, und es ist jedes Mal atemberaubend, diese Tradition miterleben zu dürfen. Über 1.400 Kühe werden in den fünf verschiedenen Orten ins Tal getrieben und wir feiern jedes Jahr, dass alle heil ankommen. Dabei halten wir uns auch streng an die Tradition – sollte etwas passieren, bleibt der Schmuck der Tiere aus. Es sind solche Momente, die das Tannheimer Tal so besonders machen.

  4. Wie findet sich die Tradition des Tannheimer Tals im Engel wieder?
    Unser Haus hat sich im Einklang mit dem Tannheimer Tal zu einem modernen Wellnesshotel weiterentwickelt. Dabei ist es uns wichtig, der Natur immer etwas zurückzugeben – sei es durch begrünte Dächer oder den Verzicht auf zusätzliche Bebauungen. Gleichzeitig bieten wir unseren Gästen Vorträge an, in denen ich ihnen die Geschichte und Traditionen des Tannheimer Tals näherbringen. Wir möchten sie auf eine Reise von der Vergangenheit bis in die Gegenwart mitnehmen. So bleiben wir fest verwurzelt in unserer Geschichte und schaffen gleichzeitig Raum für moderne Erlebnisse.

Ein traditionelles Kaiserschmarrn
Rezept aus der Engel-Küche

Zu Festen gehören auch immer besondere Gerichte. Manche Speisen dürfen aber jeden Tag auf den Tisch kommen. Für einen himmlisch luftig-leichten und zuckrig-süßen Kaiserschmarrn – da lohnt es sich, sogar schon früh morgens das warme Bett zu verlassen. Im Engel findest du mit diesem Klassiker eine unsere Lieblingsspeisen jeden Morgen am Frühstücksbuffet – zuhause darfst du selbst den Kochlöffel schwingen. Es lohnt sich, versprochen.

 

Für 5 Portionen brauchst du

 

  •  1 Liter Milch
  • 480 Gramm Mehl, glatt
  • 1 Prise Salz
  • 16 Eier

 

  1. Das Mehl und die Milch verrühren. Falls die Masse nicht glatt genug ist, durch ein Sieb streichen.
  2. Dann die Hälfte der Eier und das Salz unterrühren.
  3. Die Restlichen Eier unterziehen, sodass die Struktur des Eis noch erkennbar ist.
  4. Den Teig in eine auf halber Stufe vorgeheizte Pfanne mit Butterschmalz geben und mit einem Deckel zudecken.
  5. Die Masse etwa 4 bis 5 Minuten goldbraun backen.
  6. Dann den Teig wenden und von der anderen Seite ebenfalls goldbraun backen.
  7. Zucker und Butter nach Geschmack zugeben und karamellisieren lassen, dabei den Teigfladen mit zwei Gabeln in mundgerechte Stücke reißen.
  8.  Anrichten und mit Puderzucker bestreut servieren.

 

Wer möchte, kann Rosinen und Mandeln hinzugeben oder beim Karamellisieren sogar mit Rum ablöschen.

Tipp: Dazu passen hausgemachtes Apfelmus, Preiselbeeren oder Zwetschgenröster.

Linda Pezzei | © Patrick Saringer

Autor

Linda Pezzei

Als Fachjournalistin für Architektur & Design hilft uns Linda mit ihren schönen Worten, unser Kopfchaos rund um unsere Baustellen auf einem Blatt Papier – oder vielmehr in unserem Blog – für euch zu verewigen. Sie findet die passenden Worte, wo sie uns fehlen.

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