Weihnachten zwischen Himmel, Erde und leichtem Wahnsinn
Desperate
Hoteliers
Weihnachtslieder im Loop, Keksduft in der Luft, und irgendwo wird bereits heftig diskutiert, ob der Christbaum dieses Jahr wirklich noch einen Tick höher hängen sollte (ja, im Engel gibt’s fliegende Christbäume ;)). Während draußen der erste Schnee fällt, arbeitet man drinnen die gefühlt 1.234 Pre-Weihnachts-To-dos ab und alle sollen dabei bitte „entspannt festlich” wirken. Willkommen zur schönsten Zeit des Jahres. Oder wie wir sagen: Willkommen zu Engels Weihnachtswahnsinn. Denn die letzten Feiertage des Jahres sind im Hotel nichts für schwache Nerven. Sondern: Ho. Ho. Ho. Hochsaison.
Das Hoteliers-Gen schlägt zu - Seit 1748
Es gibt Familien, die vererben Sommersprossen. Andere ein Talent für Mathematik. Und dann gibt’s uns. Wir vererben das Hoteliers-Gen. Seit 1748. Ohne Pause. Ohne Bedienungsanleitung. Eine genetische Besonderheit, die man sich nicht aussucht, sondern mitbekommt. Man erkennt dieses Gen sofort. Zum Beispiel daran, dass man selbst im Urlaub anfängt, Besteck zu sortieren. Oder dass man die Blumenvase im fremden Restaurant innerlich zurechtrückt. Oder – und das ist der absolute Klassiker – dass man beim Weihnachtsdinner auswärts leise flüstert: „Also das könnten wir auch so machen.”
Zu Weihnachten schlägt dieses Gen besonders heftig zu. Elke denkt bereits im August darüber nach, wie viel Deko heuer möglich ist, ohne dass es zu besinnlich wird. Gerold ist irgendwo zwischen Wald und Weinkeller unterwegs und kalkuliert nebenbei, wie viele Gläser Champagner wohl zu Silvester getrunken werden. Gerlinde beherrscht nicht nur zwischen Weihnachten und Silvester das Frühstücksbuffet und hat, trotz dass sie eigentlich der "stillen Generation" angehört auch heute noch ziemlich viel zu sagen. Über Gert müssen wir folgendes erwähnen. Nicht mal zur Weihnachtszeit kann er seine Konzepte und Prozessoptimierungen ruhen lassen. Alle anderen bringt er zur Verzweiflung und sich selbst auch. Gut, dass es im Keller ein paar Keksdosen zum Plündern gibt. Anika steht abends am Restaurant-Empfang, charmant wie immer und beruhigt Gäste mit einem Tiroler Schmäh, der so manchen Einheimischen verplüfft. Und die Kids? Haben aktuell die besten Voraussetzungen für eine Karriere im Tiroler Hotelwesen: Sie haben nämlich null Bock auf Schule. Und reden sich erstaunlich souverän aus den größten Schlamasseln heraus. Was uns dabei jedes Jahr aufs Neue auffällt: Der innere Hotelier wohnt nicht nur in uns. Er wohnt auch in unseren Gästen.
Ertappt – im besten Sinne
Wer hat sich nicht schon einmal dabei ertappt, im fremden Hotel die Deko gedanklich zu arrangieren? Oder den Ablauf beim Frühstück zu analysieren? Urlaub ist für einen Hotelier Inspiration und Benchmarkanalyse zugleich. Man möchte sich entspannen und merkt plötzlich, dass die Arbeit ein schwer loszuwerdender Begleiter ist. Das ist kein Vorwurf. Das ist Wiedererkennung.
Vorne Kerzenschein. Hinten: Wirklichkeit.
Und dann gibt es diesen wunderbaren Kontrast. Vorne: Ruhe, Kerzenschein, Orgänic Spa, leise Musik, Entschleunigung. Hinten: Knapp 190 Mitarbeitende mit eigenen Weihnachtsplänen, Last-Minute-Buchungen, Lieferketten, die ihre ganz eigene Dramaturgie entwickeln. Der Engel ist in diesen Tagen ein Dorf im Dorf. Und wenn es klemmt – was es tut – dann sind wir zur Stelle. Nicht als Dienstleister. Als Familie. Als Richter, Pfarrer, Bürgermeister und manchmal auch ein bisschen Weihnachtsengel in Personalunion. Das ist unser Job. Und es ist auch unsere Passion. Und trotzdem oder vielleicht genau deshalb funktioniert es. Jedes Jahr. Mit Improvisationskunst, Herzblut und einer ordentlichen Portion Tiroler Gelassenheit.
Die üblichen Verdächtigen - gibt's auch in der Weihnachtsversion
Es gibt Gäste, die haben das Prinzip Urlaub im Engel einfach verstanden. Früh anreisen, spät abreisen, möglichst viel Engel pro Tag. Und ja, das ist bei uns sogar ausdrücklich erlaubt. Nur braucht der Alltag im Haus manchmal einen kleinen Moment, um nachzukommen. Der Tiefgaragenplatz ist bei Frühanreise noch vergeben. Der Lieblingstisch hat zum Frühstück noch eine Vorgänger-Schicht. Das Ergebnis ist dann dieses ganz eigene Spannungsfeld. Vorne Entschleunigung. Hinten Tetris. Und dazwischen wir, die versuchen, alles gleichzeitig möglich zu machen. Mit einem Lächeln. Meistens sogar echt.
Dann gibt es jene, die allergisch gegen eigentlich alles sind. Gluten, Laktose, Nüsse – die Liste ist imposant. Bis der Kaiserschmarren kommt. Und plötzlich? Spontane Wunderheilung. Weihnachten eben. (Und wir? Verstehen das. Geht uns oft genauso.)
Und die Bademäntel? Mittlerweile reisen sie in Engel-Taschen an. Komisch nur, dass wir gar nicht so viele verkaufen, wie wieder anreisen. Offenbar haben sie ein Eigenleben entwickelt. Das ist besinnliche Weihnachtszeit im Hotel.
Die Wahrheit über Desperate Hoteliers
Vielleicht sind wir wirklich ein bisschen Desperate Hoteliers. Gerade zu Weihnachten. Weil wir auch dann lächeln, wenn es im Hochbetrieb kurz davor ist zu implodieren. Weil wir Ordnung ins Chaos bringen wollen. Und weil wir selbst im größten Trubel noch glauben, dass alles irgendwie gut wird. Weil Perfektion für uns nicht optional ist – sie ist eine innere Haltung. Weil wir unseren Job lieben. Auch wenn er manchmal ein bisschen verrückt ist. Und ganz ehrlich: Ist es nicht genau das, was Weihnachten im Engel ausmacht? Dieses liebevolle Durcheinander. Diese Perfektion im Imperfekten. Dieses Zusammenrücken zwischen Himmel und Erde. Zwischen Gästen und Familie. Zwischen Wahnsinn und Wirklichkeit. Das ist unser Weihnachtsgeist.
Frohe Weihnachten. Auch wenn der innere Hotelleiter gerade noch den Christbaum umsortiert. Desperate Hoteliers – Folge 1 von vielen. Nächste Episode: Ostern.
Was enttarnt einen Tiroler Hotelier?
Egal ob Nachbar, Wanderer oder Postbote. Ein Tiroler Hotelier sagt „Grias di“ mit derselben Herzlichkeit, mit der andere Leute einen Toast aussprechen.
Und informiert natürlich alle Gäste. „Glei rengnets. Aber isch o glei wieder schia.“ Beides stimmt. Immer.
Ein Blick genügt. Das Obst rückt sich innerlich zurecht. Die Brotkörbe stehen plötzlich im richtigen Licht.
Wenn ein Gast schweigt, ist das ein Zeichen. Für Kaffee. Für ein Kissen. Für ein freundliches „Kann man helfen?“.
Und bleibt dabei erstaunlich gelassen. Denn in Tirol wird improvisiert, bis die Perfektion wieder auftaucht.
Eine eigene Sprache. Mit Worten wie: „Darf man noch was bringen“ oder „Passt alles?“. Herzlich. Direkt. Warm.
Man spürt’s sofort. Ein Tiroler Hotelier ist Botschafter, Chronist, Naturführer und Stimmungsmacher in Personalunion.
Oder tut zumindest so 😉 Und weiß noch, in welchem Zimmer sie damals geschlafen haben.
Weil man Tiroler Hotelier nicht „wird“. Man ist es. Mit Herz. Mit Humor. Mit einer Portion Wahnsinn.
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